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Der Purpose-Mythos: Warum Sinn allein Burnout nicht verhindert

Immer mehr Menschen suchen heutzutage nach einer sinnhaften Tätigkeit im Beruf. Der Trend zu mehr “Purpose” im Job ist unübersehbar, besonders bei jüngeren Generationen. Doch schützt ein erfüllender Arbeitsalltag tatsächlich vor Überforderung und Burnout? Eine aktuelle Studie zeigt: Der Mythos vom „Purpose“ als Wundermittel gegen Burnout hält der Realität nicht stand.

Sinn im Job: Warum das Allein nicht reicht

In vielen modernen Unternehmen spielt Purpose — also das Gefühl, einer sinnstiftenden Arbeit nachzugehen — eine immer größere Rolle. Arbeitgeber bewerben sich mit Schlagworten wie „Wir verändern die Welt“ und hoffen, engagierte Mitarbeiter:innen damit zu motivieren und an sich zu binden. Doch dieser Fokus blendet oftmals aus, wie komplex das Zusammenspiel zwischen Motivation, Sinn und Arbeitsbelastung ist.

Was schützt tatsächlich vor Burnout?

Eine Studie von Bradley E. Wright und seinem Forschungsteam an der University of Georgia liefert neue Erkenntnisse zu dieser Frage. Sie untersuchten über einen Zeitraum von zwei Jahren mehr als 650 US-Polizeibeamt:innen, eine Berufsgruppe mit besonders hohem Belastungs- und Stresspotenzial. Das Ziel: Den Zusammenhang zwischen Sinnsuche, Motivation und Burnout-Risiko besser zu verstehen.

Das Ergebnis: Eine starke Motivation allein — etwa der intrinsische Wunsch, Menschen zu helfen — reichte nicht aus, um emotionale Erschöpfung, das Kernelement von Burnout, wirksam zu verhindern. Nur wenn die Beschäftigten regelmäßig erfuhren, dass ihre Arbeit einen tatsächlichen, positiven Einfluss hat („Impact“), entwickelte sich ein psychologischer Puffer gegen Stress. Der gefühlte Unterschied, den die eigene Arbeit macht, ist also der entscheidende Schutzfaktor gegen Ausbrennen.

Motivation, Impact und die Rolle der Wahrnehmung

Wichtig ist der Unterschied zwischen der bloßen Motivation und dem wahrgenommenen Impact: Während Motivation die Bereitschaft beschreibt, sich einzusetzen, ist es das Erleben von tatsächlicher Wirksamkeit, das Mitarbeiter:innen emotional stärkt. Die Studie zeigte außerdem, dass hohe Grundmotivation einen direkten, wenn auch eingeschränkten, Schutz gegen Zynismus und emotionale Distanzierung (Depersonalisierung) bot. Heißt: Engagierte Menschen neigen seltener dazu, gleichgültig oder zynisch gegenüber dem Objekt ihrer Arbeit zu werden. Gegen die eigentliche Erschöpfung half das allein aber nicht.

Was bedeutet das für Unternehmen und die Tech-Branche?

Ob Verwaltung, Pflege oder die Digitalbranche: Überall wächst der Wunsch nach einer sinnstiftenden Aufgabe. Die Studie ist jedoch eine eindringliche Mahnung. Unternehmen, die “Purpose” primär als Marketing-Schlagwort in ihren Employer-Branding-Kampagnen verwenden, greifen zu kurz. Wenn das tägliche Arbeitsumfeld nicht spürbar im Einklang mit dem propagierten Unternehmenszweck steht und Mitarbeitende die Wirkung ihrer Arbeit nicht direkt erfahren, steigen Frust und Stresslevel. Im schlimmsten Fall kann eine unerfüllte Erwartung an Bedeutsamkeit die Erschöpfung sogar verstärken — das Gegenteil des beabsichtigten Effekts.

Wie Arbeitgeber Burnout wirksam vorbeugen können

Für Organisationen ergibt sich daraus ein klarer Auftrag: Es genügt nicht, Sinn zu versprechen. Unternehmen sollten Möglichkeiten schaffen, damit Mitarbeitende ihren Impact im Arbeitsalltag real erleben können. Dazu gehören transparente Rückmeldungen, Wertschätzung sowie echte Partizipation an Entscheidungsprozessen. Wenn Beschäftigte sehen, dass ihre Arbeit zählt und Veränderungen bewirkt, entsteht ein nachhaltiger Schutz gegen Stress und Burnout.

Fazit: Purpose ist wichtig, aber nicht alles

Purpose kann motivierend wirken, doch entscheidend gegen Burnout ist das konkrete Erleben von Wirksamkeit. Unternehmen sind gut beraten, über leere Sinnversprechen hinauszugehen und echte Möglichkeiten zur Teilhabe und Wirkung zu schaffen. Nur so lassen sich die Risiken von Überforderung und Erschöpfung langfristig senken.

Source: https://t3n.de/news/purpose-mythos-sinn-reicht-nicht-burnout-jenen-2038504/

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